ReiseBerichte I Kroatien


Römische Spuren auf Istra 

Gleich drei Länder teilen sich die größte Halbinsel in der nördlichen Adria – Italien, Slowenien und Kroatien. Während die italienische Gemeinde Muggia lediglich 13 Quadratkilometer beansprucht und Slowenien eine Fläche von rund 380 Quadratkilometer einnimmt, besitzt Kroatien den größten Teil der etwa 3500 Quadratkilometer großen Landzunge, die sie Istra (Deutsch: Istrien) nennen. Dieses nordwestliche Gebiet des 27. EU-Staates war Rechercheziel.

Kroatien, das 2013 als bisher letztes Mitglied der Europäischen Union wurde, ist kein Land für Badeurlaub. Die Strände an der Adriaostküste sind steinig und felsig. In einigen Reisepublikationen wird zwar auf Sandstrände verwiesen, doch diese habe ich weder auf Istra noch vor ein paar Jahren in der Region um Zadar in Dalmacija gesichtet. Doch für Geschichtsinteressierte, Naturliebhaber, Wanderer und Wassersportfreunde ist die Halbinsel ein ideales Terrain.

Inselort Rovinj

Kroatien, das 2013 als bisher letztes Mitglied der Europäischen Union wurde, ist kein Land für Badeurlaub. Die Strände an der Adriaostküste sind steinig und felsig. In einigen Reisepublikationen wird zwar auf Sandstrände verwiesen, doch diese habe ich weder auf Istra noch vor ein paar Jahren in der Region um Zadar in Dalmacija gesichtet. Doch für Geschichtsinteressierte, Naturliebhaber, Wanderer und Wassersportfreunde ist die Halbinsel ein ideales Terrain.

Galižana  

Als Basislager für die Recherchetouren in Istra wählte ich das Dorf Galižana aus. Während der Römerzeit, die vor gut 2100 Jahren diesen Landstrich eroberten, war es das Zentrum der Pula-Kolonie, in der sich die römischen Straßen „Decumanus“ und „Cardo maximus“ kreuzten. Aktuell beherbergt der Ort rund 1600 Einwohner. Und viele Straßen erinnern immer noch an jene aus römischen Zeiten. Selbst auf der asphaltierten Hauptstraße (Ulica Michele Della Vedova) durch Galižana gibt es kaum Gehwege. Busse und Lastwagen passen stellenweise gerade noch so in einer Richtung hindurch. Und auch Pkw können an vielen Passagen nicht aneinander vorbeifahren. In den zahlreichen Nebenstraßen ist es meist noch viel enger.

Im 6./7. Jahrhundert existierte in Galižana eine Ölmühle. Auf deren Fundament wurde die Kirche der unbefleckten Empfängnis der Jungfrau Maria errichtet. Sie gilt als das älteste Gotteshaus in dieser Region und besteht aus einem einzigen Kirchenschiff mit einem halbrunden Abschluss. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde sie umfassend restauriert.

Ebenfalls klein und bescheiden gibt sich das Kirchlein St. Anthony aus dem 15. Jahrhundert. Im Gegensatz dazu überragt der 36 m hohe Glockenturm der Pfarrkirche St. Roka (an der Ulica Oltra 'l Torcio) die Dorfdächer. Seit ihrer Einweihung 1634 erfolgten mehrere Umbauten.

Galižana ist eingesäumt von Olivenhainen und Weinbergen. In diesem stillen Örtchen vor den Toren Pulas, herrscht die Landwirtschaft vor und die Leute profitieren außerdem auch vom (sommerlichen) Tourismus. Nur rund fünf Kilometer sind es bis in die größte und älteste Stadt dieser Region. Pula ist Historie pur. Somit stellt die Hafenmetropole im Süden der Halbinsel einen speziellen Touristenmagnet dar. Mehrere 100 000 Besucher strömen jährlich durch die Gassen und Straßen, füllen Cafés und Restaurants und bevölkern die Plätze und Sehenswürdigkeiten.

Pula 

Für Busgruppen und Klassenausflüge gehört die Arena in Altstadt- und Hafennähe zu der ersten touristischen Adresse in Pula. Das ellipsenförmige Kulturdenkmal ist auch das Wahrzeichen der Inselmetropole.

Die Arena in Pula

Der römische Kaiser Augustus (63 vor unserer Zeitrechnung bis 14 unserer Zeitrechnung) ließ dieses Amphitheater im 1. Jahrhundert zeitgleich mit dem Colosseum in Rom erbauen. Ihre jetzige Form erhielt diese Spielstätte, in der dann Gladiatorenkämpfe, Tierjagten und Wasserschlachten bis ins 5. Jahrhundert stattfanden, von Kaiser Vespasian (9-79), der ab 69 regierte. Der sehr gut erhaltene historische Kalksteinbau bot einst rund 20 000 Zuschauern Platz und ist nach dem Colosseum (Italien), den Amphitheatern in El Djem (Tunesien), in Capua und Verona (beide Italien) das fünfgrößte der Welt. Wenn heutzutage nicht gerade Touristen durch die Arena geführt werden, finden in dem antiken Oval verschiedenste Veranstaltungen für maximal 5000 Zuschauern statt. Seit 1954 ist die Freiluftarena auch alljährlich im Juli der Ort für das internationale „Pulski filmski festival“ bei der die „Goldene Arena“ in verschiedenen Kategorien verliehen wird.

Südwestlich von der Arena breitet sich die Altstadt von Pula aus. Etwa 100 Jahre vor unserer Zeitrechnung erkoren die Römer das Forum als zentralen Platz unterhalb des Stadthügels aus. Dieses Areal bildet auch heute noch das historische Zentrum, an dem sich auch die Touristinformation befindet. Von den ursprünglichen drei Tempelanlagen ist nur noch der Augustustempel erhalten und zugänglich, obwohl er 1944 fast zerstört wurde. Nach der originalen Rekonstruktion beherbergt er antike Ausgrabungsstücke.

Von den Stadtstraßen aus ist es kaum zu sehen – das Kaštel. Doch von dieser Festung auf dem Stadtberg aus dem 17. Jahrhundert reicht der Blick weiter über Pula. 1630 begannen die Venezianer mit dem strategisch wichtigen Bauobjekt. Das sternförmige Gebilde war typisch für die Militärarchitektur der Renaissance. Denn die Architekten waren davon überzeugt, dass diese Form einer Bedrohung durch Kanonenfeuer entgegenwirke. In ihrer Blütezeit hatte die Anlage bis zu zehn Meter hohe Mauern und wirkte als beeindruckende Verteidigungsstruktur in der Region. Die Anlage wurde später mehrfach umgestaltet – vor allem während der österreichisch-ungarischen Monarchie. Neben dem interessanten Museum in den heutigen Räumlichkeiten, beeindrucken vor allem die offenbar uralten Bäume, die in die Festungsmauern eingewachsen zu sein scheinen.

Kap Kamenjak 

Zahlreiche weitere sehenswerte Details hat diese Stadt fast an der Südspitze von Istra, die seit dem 10. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung besiedelt wurde. Wer aber tatsächlich an den südlichsten Punkt der Halbinsel gelangen möchte, fährt nach Premantura. Unmittelbar an der Ortsgrenze gibt es Mautstellen und für ein paar Euro ist der Weg frei zum Kap Kamenjak. Auf den vorwiegend weißen Schotterwegen lassen sich zahlreiche Aussichtspunkte unmittelbar mit dem Auto erreichen.

Medulin 

Östlich des Kaps befindet sich auf einer anderen Landzunge Medulin. Das ursprünglich kleine Fischerdorf mutierte inzwischen zum Massentourismuszentrum mit einem gigantischen Yachthafen. Dort herrscht auch außerhalb der Hochsaison ein ziemlicher Trubel.

Rovinj 

Zu den besuchswerten Inselorten gehört zweifellos Rovinj. Diese idyllische Kleinstadt fasziniert durch ihre angenehme Uferpromenade und eine romantische Altstadt. Dessen Gassenlabyrinth versprüht ein besonders Flair und bietet zahlreiche Fotomotiv.

Limski kanal 

Von der kurvenreichen Fernstraße 75 von Rovinj in Richtung Norden nach Poreč führt ein Abzweig zum Limski kanal. Diese knapp zehn Kilometer lange Adriaeinbuchtung war ursprünglich eine Flussmündung.

Da dieses Gewässer aber längst nicht mehr existiert, füllt nun das Meerwasser diesen Talbereich. Zahlreiche Fisch- und Muschelzuchtbetriebe nutzen dieses Wasser, weil es einen hohen Sauerstoff- und einen geringen Salzgehalt hat. Bei einstündigen Bootstouren vom Parkplatz und der dortigen Restaurants lässt sich dieses Naturschutzgebiet genießen.

Poreč 

Diese westliche Küstenstadt befindet sich etwa in der Mitte der kroatischen Halbinsel und ist eines der (sommerlichen) Touristenzentren. An der Marina reiht sich Restaurant an Restaurant. In der malerischen Altstadt thront die Euphrasius-Basilika, die Mitte des 6. Jahrhunderts erbaut wurde und 1997 von der UNESCO ins Weltkulturerbe aufgenommen wurde. Dieses Gotteshaus zählt zu den bedeutendsten seiner Art in Kroatien mit immer noch beeindruckenden Boden- und Wandmosaiken.

Von der mittelalterlichen Stadtbefestigung mit ihren ursprünglich elf Türmen sind noch drei recht gut erhalten. Zahlreiche andere interessante Architekturgebilde aus längst vergangenen Tagen lassen sich beim Altstadtbummel entdecken. Auch wenn die Römer vor rund 2100 Jahren sich hier ansiedelten haben auch spätere Generationen ihre baulichen Spuren in Poreč hinterlassen.

Labin 

An der Fernstraße 66, die im östlichen Teil der Halbinsel Istra verläuft, befindet sich im Küstenhinterland Labin. Die ehemalige Bergbaustadt lebt inzwischen hauptsächlich von der Landwirtschaft und dem Tourismus. Die malerische Altstadt mit ihren engen Gassen thront auf einem vom Wald umgebenen 320 m hohen Hügel und bietet einen Blick auf die drei Kilometer entfernte Adriabucht. Siedlungsspuren reichen 4000 Jahre zurück. Doch die ursprüngliche Stadtgründung dürfte von den Kelten vor etwa 2400 Jahren erfolgt sein. Vor rund 2100 Jahren wurde der Ort Teil der römischen Provinz Illyrien.

Beitrag von Herbert Schadewald I Fotos: Gabriele Schadewald I Juli 2025