Bereits seit 300 Jahren gibt es im Nordhessischen eine bis heute bewundernswerte Attraktion, die vom Mai an bis in den Herbst hinein zu OpenAir-Festivals der etwas anderen Art einlädt. Gemeint ist ein faszinierendes Theater inmitten von Natur, bei dem das Publikum mit geradezu kindlicher Freude ständig wechselnden "Wasserbühnen" fußläufig zu folgen scheint. Dann, wenn Wasser über Kaskaden, "Bergstufen", unter einer fast märchenhaft anmutenden kleinen Brücke hindurch sprudelt und über ein Aquädukt sowie weitere Kaskaden hin zu einem Schlossteich fällt, wo natürlicher Wasserdruck das kühle Nass über 50 Meter in die Höhe schießen lässt.
Zum Park im Kasseler Stadtteil Bad Wilhelmshöhe - angelegt ab 1696 von den Landgrafen und Kurfürsten von Hessen-Kassel und durch Erben noch 150 Jahre lang erweitert - zählen neben dem Herkules und den Wasserspielen auch die künstliche Ruine Löwenburg sowie das Schloss Wilhelmhöhe mit angrenzendem Ballhaus und Gewächshaus.
Wie ich von Irmgard Heusener erfahre, macht natürlich die Gartenkunst als solche mit dem einzigartigen Baum- und Pflanzenreichtum diesen Bergpark noch mal zu etwas ganz Besonderem. Das vor allem - mal abgesehen von der Rosensammlung auf der im Lac gelegenen Roseninsel - weniger durch die Blumen-, vielmehr durch ihre Sträucher- und Baumvielfalt.
Die oftmals auch als Geschenke von Reisen mitgebrachten Gehölze stammen überwiegend von der nordamerikanischen Westküste, der amerikanischen Pazifikküste und aus Asien. Wie beispielsweise die Ginkgobäume, zu denen mir meine Gästeführerin nicht nur Geschichten hinter den Geschichten zu erzählen weiß, sondern auch schon mal - bei einer Dreiergruppe vor dem Gewächshaus stehend - ein Gedicht von Goethe fast feierlich zum Besten gibt: Ginkgo Biloba. Im Übrigen sind inzwischen hunderte der unterschiedlichen Gehölze des Bergparks nummeriert und in einem dendrologischen Führer erfasst.
Es würde den Rahmen dieser Seite sprengen, würde ich all meine Eindrücke vom ersten Besuch des Bergparks Wilhelmshöhe vollends ausbreiten. Vielmehr darf ich neugierig machen und empfehlen, sich baldigst selbst auf den Weg zu machen: hin nach Kassel zu den Wasserkünsten inmitten monumentaler Wasserbaukunst und dabei rauf zur technisch und künstlerisch anspruchsvollen Herkules-Großskulptur. Denn an keinem anderen Ort der Welt ist eine am Hang gelegene Parkarchitektur mit vergleichbaren Ausmaßen und einer technisch so vollkommenen Wasserarchitektur ausgestattet worden, wie in Kassel seit 1691 unter Landgraf Karl. Folgend eine geteilte Zusammenfassung über die 38. Welterbestätte in Deutschland:
Obiges YouTubeVideo bekräftig sicher noch einmal die Erkenntnis, dass Bilder mehr als tausend Worte sagen können. Deshalb teile ich auch an dieser Stelle noch drei weitere, bereits 2016 veröffentlichte Animationen, die die Wasserspiele und die Baustellensituation an den Kaskaden erklären und Lust auf die beleuchtenden Wasserspiele machen. Gezeichnet und vertont wurden sie von Felix Kramer, einem Student der Kasseler Kunsthochschule.
Zum Schluss noch ein Tipp für ein Netz-Video mit besonders viel "Bergparkfeeling": Die Wasserkunst von Wilhelmshöhe. In ähnlicher Weise gestaltet kann in Kassels Besucherzentren auch die DVD "Welterbe Bergpark Wilhelmshöhe" käuflich erworben werden: Vorschau.
Autorin: Elisabeth Heller | Augst 2018 | Bildunterschriften beinhalten Angaben zu den Fotorechten | Ausnahme "Gehölzbilder": © Elisabeth Heller und Collage-Hintergrundfoto © Manfred Brückels | Link zu Teil 2: Welterbestadt Kassel | Grimmwelt Kassel