Ein beliebtes Ausflugsziel auf der Südroute der Straße der Romanik ist die Neuenburg als größte Burg der Landgrafen von Thüringen. Sie thront hoch oben über dem Winzerstädtchen Freyburg an der Unstrut. Zeitweilig war sie sogar Aufenthaltsort von Kaiser Friedrich Barbarossa, dem Dichter Heinrich von Veldeke und der Heiligen Elisabeth.
Die Schwesterburg der Wartburg - gegründet durch Ludwig den Springer - entstand als erste machtvolle Burganlage bis 1150. Um 1090 herum wurde sie zum Zentrum höfischer Kultur. Ab dem 16. Jahrhundert gab es unter den Kurfürsten von Sachsen und den Herzögen von Sachsen-Weißenfels bis ins 18. Jahrhundert hinein mehrere Umbauten. Sie wurde zu einem Jagdschloss. 1815 gelangte die Neuenburg in preußischen Besitz. Und 1935 wurde in ihr erstmals ein Museum eingerichtet.
Nach der existenzgefährdenden Schließung von 1970 bis 1989 konnte die Burg glücklicherweise durch engagierte Bürger gerettet werden. Inzwischen gehört Schloss Neuenburg zur Kulturstiftung Sachsen-Anhalt.
Heute befindet sich im Schlosshof auch ein Weinmuseum, das dem Besucher die Geschichte des Weinbaus an Saale und Unstrut näher bringt. Für die kleinen Gäste der Burganlage gibt es eine "Kinderkemenate" durch die sie verkleidet als Prinzen, Ritter und Edelfrauen in die Vergangenheit eintauchen und auf spielerische Weise die Geschichte des alten Schlosses kennenlernen können.
Das Leben und Wirken der Elisabeth von Thüringen verbindet man allgemeinhin meist nur mit der Wartburg. Weniger bekannt ist womöglich, dass auch die Neuenburg bei Freyburg von der mildtätigen Landgräfin einiges - wie oben angedeutet - zu erzählen weiß.
Elisabeth wurde vier Jahre nach ihrem frühen Tod heiliggesprochen, weil sie freiwillig den Weg von höchster gesellschaftlicher Stellung zur tiefsten Armut wählte. Und das als eine, die als ungarische Königstochter und Thüringer Landgräfin Elisabeth zu den vornehmsten Frauen im hochmittelalterlichen Reich überhaupt gehörte. Trotzdem widmete sie ihr Leben in der Nachfolge Christi voll und ganz den Schwächsten der Gesellschaft. Für eine Fürstin war das ein unglaublicher Vorgang. Es heißt sogar, dass sie auf der Neuenburg einen kranken Bettler nicht nur gepflegt, sondern ihn zur Erholung sogar in das landgräfliche Bett gelegt habe!
Zur Zeit der auf der Neuenburg urkundlich belegten Anwesenheit der "Heiligen Elisabeth" entstand im 13. Jahrhundert die romanische Doppelkapelle, nach deren Vollendung sie der "Heiligen Elisabeth" geweiht wurde. Somit ist Schloss Neuenburg Lebens- und Verehrungsstätte der heiligen Elisabeth gleichermaßen.
Mit dieser außergewöhnlichen Frau verbinden sich auch so herausragende Objekte wie der spätmittelalterliche Elisabeth-Teppich oder die Neuenburger Elisabeth-Figur aus dem 14. Jahrhundert.
Anmerkungen zur Neuenburger Elisabeth-Figur: "Die heilige Elisabeth von Thüringen || Sachsen/Thüringen um 1360-1380 | Pappelholz geschnitzt und gefasst | Staatliche Museen zu Berlin - Skulpturensammlung im Museum für Byzantinische Kunst"
Weiterführende Informationen | online: Schloss Neuenburg & Virtuelles Erkunden:
Erlebnis Romanik und Wein | Teil 2 | Beitragsautorin & Fotos: © Elisabeth Heller | September 2019